Jobcenter Lübeck zieht Jahresbilanz 2020

Pressemitteilung vom 25.02.2021

Die Arbeitslosigkeit ging in den letzten Jahren im Jobcenter Lübeck kontinuierlich zurück. Dieser Trend endete jedoch mit dem Einsetzen des ersten Lockdowns zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die saisonüblichen Arbeitsaufnahmen blieben aus.

„Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 auch in den Ergebnissen der Zielerreichung des Jobcenters Lübeck ihre Spuren hinterlassen. Das Einsetzen der Pandemie und der erste Lockdown im März führten zu einem Anstieg der Bedarfsgemeinschaften und der Anzahl der betreuten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb) in Lübeck“, so Joachim Tag, Geschäftsführer des Jobcenters Lübeck. „Bezogen auf das Vorjahr, ist jedoch erfreulicherweise insgesamt ein Rückgang der eLb´s und der Bedarfsgemeinschaften zu verzeichnen“, so Tag weiter.

Während 2019 noch durchschnittlich 25.925 Frauen und Männer in 13.470 Haushalten Leistungen vom Jobcenter Lübeck erhielten, waren es 2020 durchschnittlich 25.087 Personen in 13.097 Haushalten. Die Rückgänge lagen bei 3,2 und 2,8 Prozent.* Im Vergleich zur Veränderung im Bundesland Schleswig Holstein, wo die durchschnittlich betreuten Personen um 2,7 Prozent und die Bedarfsgemeinschaften um 2,6 Prozent rückläufig waren, fällt der Rückgang in Lübeck etwas stärker aus.

Die Arbeitslosigkeit stieg im Jobcenter Lübeck im Vergleich zum Vorjahr: Während 2019 im Jahresdurchschnitt noch 6.006 arbeitslose Frauen und Männer betreut wurden, waren es 2020 6.396, also 390 Personen mehr (6,5 Prozent).

Der Jahreshöchstwert mit 6.848 Arbeitslosen im SGB II wurde im Mai 2020 erreicht. Dies entsprach einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 722 bzw. 11,8%.

Die Jahresarbeitslosenquote der Kund:innen des Jobcenters Lübeck stieg um 0,3 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent. Hier bewegte sie sich im Jahresverlauf zwischen 5,0 und 5,9 Prozent.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren insbesondere Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Ausländer und Geringqualifizierte betroffen.

„Ein Großteil der Kundengruppe muss weiterhin durch gute Beratung und gezielten Fördermitteleinsatz für den Arbeitsmarkt „fit“ gemacht machen“, betont Tag. „Daher stellt die Sicherstellung dieses Angebotes für das Jahr 2021 eine große Herausforderung dar, um im Bereich der beruflichen (Teil-) Qualifizierung den Anteil der Kunden ohne Berufsabschluss weiter zu verringern.“

2020 wurden mit Hilfe des Jobcenters 3.325 Frauen und Männer in eine Erwerbstätigkeit integriert. Das waren wegen der Corona-Pandemie 22,8 Prozent (984) weniger als 2019. Insgesamt liegt das Jobcenter Lübeck mit seiner Integrationsquote im Städtevergleich in einem guten Mittelfeld.

Besondere Schwerpunkte der Arbeitsmarktpolitik sind in Lübeck weiterhin, die Arbeit mit Bedarfsgemeinschaften mit Kindern, individuelle Coachings der Kundinnen und Kunden und die Förderung der Teilhabe am Arbeitsmarkt. Die Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit und –bezug stellt auch im Jahr 2021 einen geschäftspolitischen Schwerpunkt dar.

Joachim Tag fasst zusammen: „Gerade in Zeiten der Krise muss der gesetzliche Auftrag, Hilfebedürftigkeit zu vermeiden oder zu verringern und die Erwerbsfähigkeit leistungsberechtigter Personen zu erhalten bzw. zu verbessern entschlossen umgesetzt werden. Dem gesetzlichen Auftrag entsprechend müssen dazu vom Beginn des Leistungsbezuges an einzelfallbezogene Strategien und Perspektiven für Frauen und Männer entwickelt werden, um Langzeitleistungsbezug zu vermeiden.“

Insgesamt hat das Jobcenter Lübeck im Zeitraum November 2019 bis Oktober 2020 154 Millionen Euro ausgegeben, 2019 waren es im gleichen Zeitraum ebenfalls 154 Millionen Euro. Davon entfielen 2020 57,5 Millionen Euro auf das Arbeitslosengeld II, 3,37 Millionen auf Sozialgeld und 62,6 Millionen Euro auf die Kosten der Unterkunft und Heizung. Für weitere Zahlungsansprüche, zu denen u.a.  sonstige Leistungen und unabweisbare Bedarfe zählen, wurden 1,07 Millionen Euro aufgewandt.

Die vom Bund für die Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung gestellten Finanzmittel hat das Jobcenter 2020 trotz Pandemie und den damit verbundenen reduzierten Angeboten zu 93,7 Prozent genutzt und damit 22,1 Millionen Euro für die aktive Arbeitsmarktpolitik verwendet. Für die Personal- und Sachkosten des Jobcenters wurden in 2020 insgesamt 29,5 Millionen Euro ausgegeben.

Durch die Corona-Pandemie gab es in 2020 1.028 mehr Neuanträge auf Arbeitslosengeld II 2020 als im Jahr 2019. Insgesamt waren es 2020 3.269 bewilligte Neuanträge. „Die Anträge auf Arbeitslosengeld II haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters Lübeck auch 2020 sehr zügig bearbeitet. Trotz der vielen Einschränkungen, die die Pandemie mit sich brachte (Kontaktverbot, Homeschooling, etc.) wurde die Fülle von Anträgen auf Leistungen nach dem SGB II in den Teams hervorragend bewältigt. Persönliche Kontakte wurden kurzerhand durch digitale oder telefonische Möglichkeiten ersetzt, somit konnten auch Notfälle unbürokratisch und schnell Geld erhalten“, so Vivien Wolgast, Bereichsleiterin für die Leistungsgewährung.

Von März bis Dezember 2020 haben laut interner Statistik 536 Selbständige einen Antrag auf Leistungen nach dem SGB II gestellt. Besonders betroffen waren die Bereiche Gastronomie, Friseur, Kosmetik, Coaching/Beratung und kleinere Boutiquen. Es ist zu erwarten, dass nicht alle Kundinnen und Kunden in ihrer Selbständigkeit wieder in altem Maße Fuß fassen können.

Halbjährlich werden telefonische Befragungen von Kund:innen des Jobcenters Lübeck u.a. zu Themen aus den Bereichen Beratung, Vermittlung, Geldleistungen, Rahmenbedingungen und Gesamtzufriedenheit durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Obwohl 2020 kaum persönliche Kundenkontakte stattfinden konnten und die Anliegen postalisch, telefonisch oder per E-Mail geklärt wurden, waren die Kund:innen mit der Arbeit des Jobcenters Lübeck sehr zufrieden. Das Jobcenter erreicht die Note 2,23 (im Jahr 2019 die Note 2,37) und liegt damit in einem vergleichbaren guten Mittelfeld.

Das Ergebnis zeigt, dass die Erwartungen seitens der Kund:innen trotz Pandemie erfüllt und verschiedene Unterstützungsleistungen gut wahr- und angenommen werden.

Diesem Anspruch wird sich das Jobcenter auch in diesem Jahr mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten stellen, wie Tag betont: „Wie sich die Corona-Pandemie in 2021 entwickeln wird, wissen wir noch nicht. Wir möchten ungeachtet dessen, weiterhin möglichst alle Kundinnen und Kunden da abholen, wo sie in ihrem Prozess zu einem selbstbestimmten Leben stehen. Das ist der richtige Weg und bedeutet einen wirtschaftlichen und wirksamen Einsatz der uns zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Dank der digitalen Möglichkeiten sind wir für unsere Kund:innen weiterhin bestens erreichbar und in der Lage Ihnen unsere Unterstützung zukommen zu lassen.“

*Es handelt es sich um die Werte des jeweiligen (Vor-) Jahres von Nov.-Okt.