Eigene Stärken statt Stereotype: Für eine Berufsorientierung ohne Rollenbilder

 Pressemitteilung vom 06.04.2022

Mädchen als Kraftfahrzeugmechatronikerinnen oder Jungen als Friseure – warum nicht? Frauen und Männer können heute grundsätzlich jeden Wunschberuf ergreifen. Trotzdem erfolgt die Berufs- und Studienwahl oft nach klassischen Mustern. Gerade in den sogenannten MINT-Berufen fehlt es vorrangig an weiblichem Fachpersonal. Die Abkürzung MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Auch in diesem Jahr findet am 28. April daher wieder bundesweit der Aktionstag „Girls' und Boys' Day“ statt und ermöglicht den Teilnehmenden spannende Einblicke in unterschiedliche Berufswelten.

Sich in einer Männerdomäne zu behaupten – das kennt auch Helena Herzog. Die 22-Jährige befindet sich zurzeit im zweiten Lehrjahr der Ausbildung zur Fachinformatikerin Fachrichtung Anwendungsentwicklung bei der MACH AG. Nach dem mittleren Schulabschluss war ihr schnell klar, dass sie eine Ausbildung im IT-Bereich aufnehmen wollte. Unterstützung erhielt sie auch aus der Familie: „Dadurch, dass mein Vater in der Softwareentwicklung tätig ist, weckte dieser Bereich schon früh mein Interesse. Dass dies aufgrund von gesellschaftlichen Rollenbildern teilweise als eher ungewöhnlich empfunden wurde, hat mich nie gestört und wurde innerhalb meiner Familie nicht groß thematisiert. Für mich stand immer die Qualifikation im Vordergrund, nicht das Geschlecht. In der IT-Branche sind Frauen leider nach wie vor nicht so häufig anzutreffen wie Männer. Das merkt man zum Beispiel auch in meiner Berufsschulklasse. Dort sind wir insgesamt gerade einmal drei weibliche Auszubildende.“

Der Frauenanteil in der IT-Branche ist nach wie vor in Deutschland, wie auch im internationalen Vergleich, gering.

Jungen Frauen, die eine Ausbildung in männlich dominierten Branchen anstreben, gibt sie einen Ratschlag: „Man sollte zu seiner Berufswahl stehen und sich nicht unterkriegen lassen. Mein Ausbildungsberuf ist sehr vielseitig und interessant. Deshalb habe ich ihn gewählt. Das Wichtigste ist, dass man sich für eine Ausbildung entscheidet, an der man Spaß hat – egal was andere Menschen dazu sagen. Da sollte man immer ehrlich zu sich selbst bleiben und versuchen Vorurteile abzubauen.“

Das bestätigt auch die Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Lübeck Andrea Schlichting und lädt Schülerinnen und Schüler dazu ein, neue Wege zu gehen: „Gerade in Zeiten von Corona ist es wichtig, dass die Jugendlichen trotz aller Widrigkeiten die Chance auf eine fundierte Berufsorientierung erhalten. Die Berufswahl sollte nicht von Rollenstereotypen beeinflusst werden. Legt den Fokus mehr auf eure eigenen Stärken und nutzt die Vielfalt der Berufe aus. Schaut beim Girls´ und Boys' Day 2022 über den Tellerrand und lernt interessante Möglichkeiten kennen. Auch wir beteiligen uns an dem Aktionstag. Informationen zu unserem Angebot gibt es auf der Seite www.arbeitsagentur.de/vor-ort/luebeck/veranstaltungen.“

Glücklich in ihrem Ausbildungsberuf: Helena Herzog